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Salsa und Guantanamo – eine Innenansicht

Geomar und der KubatrogonGerade aus Bern angekommen, übermorgen nach Duisburg, dann Hameln, Bochum und weiter... Geomar, der 24-jährige Kubaner, weist aber den mitleidigen Kommentar zurück, er würde Europa ja nur durch das Zugfenster sehen. Er sieht sich als Botschafter, nicht seines Staates, sondern seines Volks und seiner Kultur, und außerdem hätte er ja zwischendurch ein paar Stunden zum Verschnaufen.

Seit dem 20. Mai 2015 ist er auf Einladung des Deutschen Esperanto-Bunds für drei Monate auf Rundreise und berichtet über „Kuba von innen“.

Die Esperanto-Guppe Münster konnte sich mit dem 22.06.2015 einen Termin als Gastgeber sichern und erlebte einen aufschlussreichen Abend. Geomars Präsentation mit Bildern, Videosquenzen und Landkarten wurde auf Esperanto gehalten und für die Gäste auf Deutsch übersetzt.

Wie funktioniert heute ein Land, das vom Weltmarkt isoliert zu achzig Prozent am Tropf der sozialistischen Bruderländern hing, bis diese Infusionen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion weitgehend gestoppt wurden?

Was ist geworden aus den Idealen der Revolution von Freiheit, Gerechtigkeit, Bildung?

Welche Kompromisse werden gemacht? Was ändert sich, nachdem die USA das Land von der Liste der Terrorstaaten gestrichen hat und bereit ist, diplomatische Beziehungen aufzunehmen?

Was hat Kuba zu bieten neben Zigarren, Zuckerrohr, Rum und guter Laune?

Absehbar ist, dass der Tourismus zur einer der tragenden Säulen der Wirtschaft werden wird. Wichtig sei, betont Geomar, dass dieser sich nicht auf die All-Inclusive-Ghettos mit Palmen und Sandstrand beschränke, sondern dass die Besucher einen Gesamteindruck von seiner Insel und von deren Bewohnern bekämen.

Dieses Interesse konnte er bei seinen Zuhörern voraussetzen, die ihn nach Ende seines Vortrags mit Fragen löcherten und ihm viele praktische Tipps von den Sammeltaxi-Routen bis zum Unterschied zwischen CUP und CUC entlocken konnten.

Wie es mit der Eisenbahn aussehe? Da war die Antwort war eher deprimierend: Für längere Strecken würde er lieber das Flugzeug nehmen. Die Züge führen meist pünktlich los. Die alten chinesischen Lokomotiven müssten aber oft unterwegs repariert werden und die Ankunft um einige Stunden verzögern (aber mit mehr Devisen ...).

Konkrete Reisepläne wurde in den Kreisen der Esperanto-Gruppe Münster noch nicht geäußert. Für den Vortrag konnten sich die Gastgeber aber mit einer Führung durch Geschichte Münsters und einem Einblick in die Eigenheiten Westfalens revanchieren.

 

Wer es wissen will: Der CUP ist der kubanische Peso, die reguläre kubanische Währung, der CUC der in ausländische Währungen konvertierbare Peso, der zum CUP im Tauschverhältnis von 1:24 steht.

 

(Bild: Geomar Martínez Péres stellt den Kubatrogon vor, den kubanischen Nationalvogel – nicht nur weil seine Federn die Farben der kubanischen Flagge tragen. Kubanisch sei auch sein Freiheitswillen. In Gefangenschaft könne er nicht überleben.)