Wechselvolle Esperanto-Geschichte. 100. Deutscher Esperanto-Kongress. Braunschweig. Pfingsten 2023.

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Veröffentlichungsdatum: 
2023-05-23
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Am Freitag dieser Woche, 26. Mai, beginnt in Braunschweig der 100. Deutsche Esperanto-Kongress mit etwa 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland und etwa 15 weiteren Ländern. Die allermeisten Gäste sprechen die internationale Sprache Esperanto, die wesentlich leichter zu erlernen ist als andere Sprachen. 
 

Esperanto-Sprachkurs

Für Interessierte wird während des Kongresses ein kostenloser Esperanto-Sprachkurs angeboten, von Samstag, 27.05.2023, 13:30 – Freitag, 02.06.2023 mittags. Informationen und Anmeldung unter
Wegen der großen Nachfrage wurde noch ein zweiter Esperanto-Kurs eingerichtet.
 
KEKSO - Kreativer Esperanto-Kurs für Jugendliche
 
Im Rahmen des Kongresses findet auch ein „KEKSO" genanntes Wochenende für Jugendliche und junge Erwachsene statt (KEKSO: Kreema Esperanto-KurSO, Kreativer Esperanto-Kurs - und Esperanto für "Keks“).
 
Erster deutscher Esperanto-Kongress 1906 in Braunschweig
 
Die Stadt Braunschweig wurde als Veranstaltungsort ausgewählt, weil hier im Jahr 1906 der erste deutsche Esperanto-Kongress stattfand. Vom 19. bis 20. Mai 1906 kamen Vertreter der deutschsprachigen Esperanto-Gruppen zusammen und gründeten die "Germanlingva Esperantista Societo“ (wörtlich: deutschsprachige Esperantosprecher-Gesellschaft) für Esperantosprecher und Gruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
 
Wechselvolle Esperanto-Geschichte
 
Der 100. Deutsche Esperanto-Kongress bietet auch Gelegenheit zurückzublicken auf die bewegte Geschichte des Esperanto in Deutschland und der Welt. 
 
Verbot in der Zeit des Nationalsozialismus
 
Während sich Esperanto in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr auf der Welt verbreitet und sich stetig neue Anwendungsbereiche erschließt, so war der Weg dorthin doch steinig. Von 1915 bis 1920 konnten wegen des ersten Weltkriegs keine Esperanto-Kongresse in Deutschland stattfinden. Die Unterdrückung des Esperanto in der Zeit des Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg hatten erneut eine Unterbrechung der organisierten Esperanto-Tätigkeit zur Folge. In Westdeutschland fand der 26. Deutsche Esperanto-Kongress dann wieder im Jahr 1948 in München statt. 
 
Auflösung von Esperanto-Gruppen in der DDR
 
Anfang 1949 wurde in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands noch vor der Gründung der DDR die Auflösung von Esperanto-Gruppen verordnet sowie die Aufhebung von Esperanto-Sprachecken in Zeitungen und Zeitschriften - eine Auswirkung der Verfolgung der Esperantosprecher in der Sowjetunion unter Stalin seit 1937; in der Sowjetunion wurden teilweise Menschen, die Esperanto sprachen, zum Tode verurteilt oder zu Lagerhaft. Je nach Region war mit den Verboten in der DDR die Pflege des Esperanto teilweise bis in die 1960er Jahre unmöglich oder stark behindert. 1965 wurde in der DDR ein Zentraler Arbeitskreis Esperanto gegründet, 1981 bildete sich der Esperanto-Verband der DDR.
 
Zunehmende Verbreitung des Esperanto in den letzten Jahrzehnten:
Reisen, internationale Veranstaltungen, Musik, Muttersprachler, Wissenschaft in und über Esperanto
 
1951 gründete sich die Deutsche Esperanto-Jugend als selbständiger Jugendverband in Westdeutschland, 1957 begann sie, ein „Internationales Seminar“ über Silvester zu organisieren, das von etwa 25 Teilnehmenden im Laufe der Jahrzehnte bis auf etwa 400 Gäste in den 1990er Jahren anwuchs; Reisen in Europa war leichter als in früherer Zeit. Auch in anderen europäischen Ländern wurden neue Esperanto-Jugendveranstaltungen gegründet. Parallel zum Anwachsen der Veranstaltungen bildete sich eine Musikszene. Ebenso nahm die Zahl der internationalen Paare zu und damit auch die Zahl der Esperanto-Muttersprachler. Esperanto sprechende Wissenschaftler begannen das Esperanto und die Soziologie und Geschichte der internationalen Esperanto-Sprachgemeinschaft intensiver zu erforschen sowie Esperanto als Sprache der Wissenschaft zu nutzen. 
 
Afrika, Lateinamerika und Asien
 
Nach dem Ende der Kolonialzeit entstand in Europa das Bewusstsein, dass die kolonisierten Völker nicht unbedingt nur die Kolonialsprachen lernen sollten; man warb mit zunehmendem Erfolg für das Erlernen von Esperanto als einer internationalen und vergleichsweise neutralen Sprache. Heute gibt es vermutlich mehr Esperantosprecher in anderen Kontinenten als in Europa.
 
Internet in Esperanto
 
Neue Möglichkeiten bot das Internet - Esperantosprecherinnen und -sprecher konnten mit ihren Freunden in anderen Ländern auf neue Weise kommunizieren: E-Mail, Mailinglisten, soziale Netze, Videokonferenzen. Angebote für das Lernen von Esperanto wuchsen mehr und mehr (u.a. bei Duolingo) sowie Wissensangebote in Esperanto (die Esperanto-Wikipedia hat nun mehr als 330.000 Artikel). Natürlich sind auch Wörterbücher in Esperanto im Angebot. Den Google-Übersetzer gibt es ebenso in Esperanto wie den neuen Chatbot ChatGPT.
 
Mehr Gleichberechtigung der Kulturen
 
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich eine eigenständige Welt des Esperanto entwickelt, die mehr und mehr ausgebaut wird. Auch wenn viele Englisch lernen - Esperanto bietet als zweite oder auch dritte Sprache weitergehende Möglichkeiten: Eine sehr viel schneller zu erlernende Sprache, in der man daher auch ein besseres Sprachniveau erreichen kann. Eine stärkere Gleichberechtigung der Kulturen, weil zur Esperanto-Kultur Menschen aus Dutzenden von Ländern beitragen. Eine internationale Sprachgemeinschaft, in der, wie Ludwik Zamenhof, der Initiator des Esperanto, 1905 formulierte, nicht Franzosen mit Engländern, nicht Russen mit Polen zusammenkommen, sondern Menschen mit Menschen („kunvenis ne francoj kun angloj, ne rusoj kun poloj, sed homoj kun homoj“).
 
 
Ereignisse aus der Esperanto-Geschichte, besonders in Deutschland
 
Pressetexte und Bilder zu Esperanto
 
Mehr Informationen zum 100. Deutschen Esperanto-Kongress
Ansprechpartner: 
Louis von Wunsch-Rolshoven
Kontakt Rufnummer: 
(0 800) 3 36 36 36 - 111