Wie leicht ist Esperanto?

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Ist Esperanto leicht zu erlernen?

Um es vorweg zu sagen: keine Fremdsprache ist leicht, auch nicht Esperanto. Außerdem hängt der Lernerfolg sehr vom Vorwissen des Lernenden sowie von der gewählten Lernmethode und -intensität ab.

Aber Erfahrungen zeigen: Es dauert nur drei bis zwölf Monate, bis man ein nicht mehr ganz einfaches Gespräch in Esperanto führen kann oder ohne große Mühe international korrespondiert.

Bei den von uns gelegentlich durchgeführten Wochenend-Intensivkursen ist oft bereits nach einem Tag (acht Unterrichts-Stunden) ein einfaches Gespräch auf Esperanto möglich.

Für welche andere Fremdsprache kann man einen so schnellen Lernerfolg voraussagen? — Esperanto ist eben leichter!

Was macht Esperanto leichter?

Einen guten Überblick über diese Frage gibt unser Flugblatt lingvo kiel ludo (eine Sprache wie ein Spiel).
Hier sind die wichtigsten Gründe für die Einfachheit des Esperanto aufgelistet:

  • ein Laut - ein Buchstabe

Alles wird genauso geschrieben wie gesprochen. Die Betonung liegt immer auf der zweitletzten Silbe. Damit ist die Rechtschreibung erledigt, und lesen kann man auch.

  • viele Esperantowörter sind international bekannt

Das spart Vokabeln.
Beispiele: universitato, studento, kontroli, analizi,...

  • geniale Wortbildungssilben

Aus gelernten Vokabeln lassen sich durch Wortbildungssilben viele verwandte Wörter selbst ableiten. Auch das spart Vokabeln.
Beispiele:

  • hundo (Hund) -id- (Junges) -> hundido (Welpe)
  • -in- (weiblich) -> hundino (Hündin), hundidino (weiblicher Welpe)
  • varmo (Wärme) -eg- (Verstärkung) -> varmego (Hitze)
  • -et- (Abschwächung) -> varmeto (laue Temperatur)
  • Die Grammatik ist minimal.

Das spart Formen pauken. Die Wortformen haben eine einheitliche Endung: Substantive enden auf -o, Adjektive auf -a, Adverbien auf -e, Verben im Infinitiv auf -i usw. Es gibt nur zwei Fälle (Nominativ, Akkusativ) und nur eine Konjugation (mit den Endungen -as für das Präsens, -is für das Präteritum, -os für das Futur, -us für die Möglichkeit oder Höflichkeit und -u für den Imperativ - das gilt für alle Verben). Unregelmäßige Verben gibt es nicht. Es gibt nur einen bestimmten Artikel (la) und nicht verschiedene wie im Deutschen (der, die, das). Die Wortstellung im Satz ist weitgehend frei.

  • Die Idiomatik ist minimal: Man kann sich ausdrücken, wie man möchte.

Jeder Anfänger bildet sofort eigene Sätze, die normales Esperanto sind. "Tja, das sagt man so aber nicht." ist beim Esperanto unbekannt.
Beispiel:

  • Deutsch: Sport, Sport treiben (nicht: "sporten"); Klavier, Klavier spielen (nicht: "klavieren"); Fahrrad, Fahrrad fahren (nicht: "fahrraden")
  • Im Esperanto tauscht man einfach jeweils die Endung -o (Substantiv) gegen -i (Infinitiv) aus:
  • sporto, sporti und natürlich genauso: piano, piani und biciklo, bicikli.

Man sieht, dass man sich im Esperanto darauf verlassen kann, ein gelerntes Modell für Redewendungen und Sätze überall ohne Ausnahme verwenden zu dürfen. Kinder sprechen so, bis sie mit den Ausnahmen ihrer Muttersprache konfrontiert werden: Esperanto ist deshalb durchaus als ein "natürliches" Sprachmodell zu bezeichnen.

Umgekehrt bedeutet die Einheitlichkeit des Esperanto nicht , dass dieses sprachlich eintönig ist: denselben Sachverhalt darf man nämlich in der Regel in verschiedenen Modellen formulieren, wobei Vorlieben von der Muttersprache her nicht verboten sind.

Beispiel: "Bitte, geben Sie mir ..." kann wie folgt auf Esperanto verschieden formuliert werden:

  • Bonvolu doni al mi ... (also mit Imperativ und danach Infinitiv) — Seien Sie so gut(en Willens) (zusammen ein Wort im Esperanto!), mir ... zu geben
  • Bonvole donu al mi ... (also mit Adverb und danach Imperativ) — Geben Sie mir "gutwilligerweise" (geht im Deutschen gar nicht) ...
  • Estu bonvola doni al mi ... — Seien Sie so gut, mir ... zu geben
  • Ĉu vi bonvolas doni al mi ...? — Sind Sie so gut, mir ... zu geben?
  • Ĉu vi bonvolus, doni al mi ...? (-us-Endung für die Höflichkeit) — Sind Sie vielleicht so gut, mir ... zu geben?
  • Donu al mi ..., mi petas. — Geben Sie mir ..., bitte [ich].
  • Mi petas vin, doni al mi ... — Ich bitte Sie, mir ... zu geben.

usw., offensichtlich genauso vielseitig wie im Deutschen.

Ja, warum ist Esperanto dann nicht doch leicht?

Nun, trotz Vokabelsparkniffen und fehlender Unregelmäßigkeiten kommt man ganz ohne Auswendiglernen und Üben nicht davon. Besonders Hörverstehen und Sprechen will gelernt sein. Wer jedoch den Aufwand beim Esperanto mit dem vergleicht, den man für andere Fremdsprachen treiben muss, wird den himmelweiten Unterschied erleben.

Um nicht missverstanden zu werden: Hier soll nicht etwa vom Lernen anderer Fremdsprachen abgeraten werden. Im Gegenteil: Wer sich einmal mit Esperanto fremdsprachlich freigeschwommen hat, wird mit mehr Spaß und Erfolg weitere Sprachen seiner Wahl dazulernen ("propädeutischer Effekt des Esperanto").

Hier ging es allein um einen objektiven Vergleich der Erlernbarkeit, und dafür muss man feststellen:

Leichter geht's mit Esperanto!