Um es vorweg zu sagen: keine Fremdsprache ist leicht, auch nicht Esperanto. Außerdem hängt der Lernerfolg sehr vom Vorwissen des Lernenden sowie von der gewählten Lernmethode und -intensität ab.
Aber Erfahrungen zeigen: Es dauert nur drei bis zwölf Monate, bis man ein nicht mehr ganz einfaches Gespräch in Esperanto führen kann oder ohne große Mühe international korrespondiert.
Bei den von uns gelegentlich durchgeführten Wochenend-Intensivkursen ist oft bereits nach einem Tag (acht Unterrichts-Stunden) ein einfaches Gespräch auf Esperanto möglich.
Für welche andere Fremdsprache kann man einen so schnellen Lernerfolg voraussagen? — Esperanto ist eben leichter!
Einen guten Überblick über diese Frage gibt unser Flugblatt lingvo kiel ludo (eine Sprache wie ein Spiel).
Hier sind die wichtigsten Gründe für die Einfachheit des Esperanto aufgelistet:
Alles wird genauso geschrieben wie gesprochen. Die Betonung liegt immer auf der zweitletzten Silbe. Damit ist die Rechtschreibung erledigt, und lesen kann man auch.
Das spart Vokabeln.
Beispiele: universitato, studento, kontroli, analizi,...
Aus gelernten Vokabeln lassen sich durch Wortbildungssilben viele verwandte Wörter selbst ableiten. Auch das spart Vokabeln.
Beispiele:
Das spart Formen pauken. Die Wortformen haben eine einheitliche Endung: Substantive enden auf -o, Adjektive auf -a, Adverbien auf -e, Verben im Infinitiv auf -i usw. Es gibt nur zwei Fälle (Nominativ, Akkusativ) und nur eine Konjugation (mit den Endungen -as für das Präsens, -is für das Präteritum, -os für das Futur, -us für die Möglichkeit oder Höflichkeit und -u für den Imperativ - das gilt für alle Verben). Unregelmäßige Verben gibt es nicht. Es gibt nur einen bestimmten Artikel (la) und nicht verschiedene wie im Deutschen (der, die, das). Die Wortstellung im Satz ist weitgehend frei.
Jeder Anfänger bildet sofort eigene Sätze, die normales Esperanto sind. "Tja, das sagt man so aber nicht." ist beim Esperanto unbekannt.
Beispiel:
Man sieht, dass man sich im Esperanto darauf verlassen kann, ein gelerntes Modell für Redewendungen und Sätze überall ohne Ausnahme verwenden zu dürfen. Kinder sprechen so, bis sie mit den Ausnahmen ihrer Muttersprache konfrontiert werden: Esperanto ist deshalb durchaus als ein "natürliches" Sprachmodell zu bezeichnen.
Umgekehrt bedeutet die Einheitlichkeit des Esperanto nicht , dass dieses sprachlich eintönig ist: denselben Sachverhalt darf man nämlich in der Regel in verschiedenen Modellen formulieren, wobei Vorlieben von der Muttersprache her nicht verboten sind.
Beispiel: "Bitte, geben Sie mir ..." kann wie folgt auf Esperanto verschieden formuliert werden:
usw., offensichtlich genauso vielseitig wie im Deutschen.
Ja, warum ist Esperanto dann nicht doch leicht?
Nun, trotz Vokabelsparkniffen und fehlender Unregelmäßigkeiten kommt man ganz ohne Auswendiglernen und Üben nicht davon. Besonders Hörverstehen und Sprechen will gelernt sein. Wer jedoch den Aufwand beim Esperanto mit dem vergleicht, den man für andere Fremdsprachen treiben muss, wird den himmelweiten Unterschied erleben.
Um nicht missverstanden zu werden: Hier soll nicht etwa vom Lernen anderer Fremdsprachen abgeraten werden. Im Gegenteil: Wer sich einmal mit Esperanto fremdsprachlich freigeschwommen hat, wird mit mehr Spaß und Erfolg weitere Sprachen seiner Wahl dazulernen ("propädeutischer Effekt des Esperanto").
Hier ging es allein um einen objektiven Vergleich der Erlernbarkeit, und dafür muss man feststellen:
Leichter geht's mit Esperanto!